Trans Day of Remembrance

11.12.2025 - Alon Zopfi

Jedes Jahr am 20. November wird am Trans Day of Remembrance an verstorbene trans* Personen erinnert. Der Tag wurde 1999 von Gwendolyn Ann Smith gegründet, um auf die fortsetzende Gewalt an trans* Personen aufmerksam zu machen.

Im Jahr 1998 wurde in Massachusetts die schwarze trans Frau Rita Hester ermordet. Rita war eine in Boston bekannte Tänzerin und Sängerin sowie Poetin. Ihr Umfeld glaubte, Rita könnte mal gross rauskommen. Doch mit erst 34 Jahren wurde Rita am 30. November 1998 in ihrer eigenen Wohnung durch 20 Messerstiche erstochen.

Über Ritas Tod wurde kaum berichtet. Rita war sowohl durch ihre Geschlechtsidentität als auch durch ihre Hautfarbe stigmatisiert. Obwohl die Ermordung schon 27 Jahre her ist, wurde der Täter nie gefunden oder verurteilt.

Als Gwendolyn Ann Smith von Hesters Ermordung hörte, dachte sie an einen ähnlichen Fall im Jahr 1995. Drei Jahre vorher wurde in Massachusetts ebenfalls eine schwarze trans Frau ermordet. Sie hiess Chanelle Pickett und war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung gerade 23 Jahre alt.

Auch die Aufklärung von Chanelle Picketts Mordfall war schwierig. Der Mörder wurde nach einem langwierigen Gerichtsprozess nicht für Mord, sondern nur für Körperverletzung verurteilt.

Smith war überrascht, dass keine:r ihrer Freund:innen sich an die Ermordung Picketts erinnerte. Daraufhin gründete sie mit einigen Freund:innen das Web-Projekt «Remembering our dead», eine Website, auf der getötete trans* Personen aufgelistet werden. Aus diesem Web-Projekt entstand dann der Tag der Erinnerung an getötete trans* Personen. Er findet am 20. November statt, da Rita Hester und Chanelle Pickett beide im November getötet wurden.

Seit dem 24. Oktober 2024 wurden weltweit 281 trans* Menschen getötet. Sie machen vierzehn Prozent aller ermordeten Menschen weltweit aus und sind damit die am zweitmeisten getötete Personengruppe. Die Suizidrate von trans* Menschen ist noch immer höher und die Lebenserwartung tiefer als bei cis Menschen. Weitere Marginalisierungen verstärken die Unterschiede noch weiter.

Im letzten Jahr wurde von der Organisation Transgender Europe das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen vor dreizehn Jahren ein Rückschritt der Trans*rechte in Europa festgestellt. In vielen Ländern ist die rechtliche Anerkennung des Geschlechtes von trans* Personen in Gefahr oder gar abgeschafft. Auf globaler Ebene sieht es ähnlich aus.

Deshalb war es auch dieses Jahr wichtiger denn je, hinzustehen und uns solidarisch zu zeigen: Wir gehen keinen Schritt zurück.

Auch in Winterthur wurde dieses Jahr am Trans Day of Remembrance gemeinsam erinnert. In der Steinberggasse versammelten sich rund dreissig Personen, um den verstorbenen trans* Menschen zu gedenken. In bewegenden Reden wurde an ihre Leben erinnert, Kerzen wurden angezündet und gemeinsam eine Schweigeminute abgehalten. Der Abend war still, solidarisch und eindrücklich – ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und für den Zusammenhalt.

Mourn the Dead – Fight for the Living.